Am vergangenen Freitagabend hat der russische Staatskonzern Gazprom angekündigt, dass die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 bis auf Weiteres gestoppt bleibe. Nord Stream 1 wird nach Abschluss der dreitägigen Wartungsarbeiten nicht wie geplant wieder in Betrieb genommen. Was bedeutet es für die Wirtschaft, die Industrie und die Deutschen?
Lieferstopp durch Nord Stream 1
Der russische Staatskonzern Gazprom teilte mit, Grund für den Lieferstopp sei ein Ölleck in der Kompressorstation Portowaja. Kein Gas könne mehr geliefert werden. Tatsächlich hatte Russland bereits Ende Juli die Lieferungen durch Nord Stream 1 mit Verweis auf eine defekte Turbine zurückgefahren.
Das bekannte Unternehmen Siemens hat die Behauptungen von Gazprom zurückgewiesen. Siemens sagte, solche Leckagen beeinträchtigten den Betrieb der Turbine nicht und könnten auch vor Ort abgedichtet werden. Diese Art von Leckagen seien nicht ungewöhnlich und hätte in früheren Fällen nicht zu Ausfällen geführt.
Die Bundesregierung ist der Ansicht, dass die Lieferstopp durch Nord Stream 1 politisch motiviert war und nicht aus technischen Gründen erfolgte. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht nicht davon aus, dass Russland Nord Stream 1 wieder in Betrieb nehmen werde.
Hintergrund
Am vergangenen Freitag diskutierten die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7) über eine Obergrenze für russisches Öl. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hat eine Preisdeckel auf russisches Pipeline-Gas nach Europa für notwendig erklärt. Russland drohte daraufhin mit Vergeltungsmaßnahmen.
Wie bereiten wir uns darauf vor?
Laut Daten von Gas Infrastructure European (GIE) waren die europäischen Reserven am 2. September 81,17 % voll. Damit hat die EU ihr zuvor festgelegtes Ziel erreicht, bis zum 1. November über mindestens 80 % ihrer gesamten Gasspeicherkapazität zu verfügen. Die deutschen Gasreserven müssen laut Verordnung bis zum 1. Oktober zu mindestens 85 % gefüllt sein. Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller teilte mit, dass Gasspeicher zu 85,02 gefüllt hätte. Dies zeigt an, dass die aktuelle Speicherkapazität erreicht ist. Am 1. November sollen es laut der Verordnung 95 Prozent sein. Doch das könnte schwierig werden, meint INES-Chef Bleschke: „Sollte der komplette Ausfall russischer Gastransporte sich bis in den November fortsetzen, wird ein Erreichen des 95-Prozent-Ziels allerdings große Anstrengungen erfordern.“
Die Reserven von 95 % entspricht in etwa dem deutschen Verbrauch für zwei Monate im Januar und Februar 2022. Das reicht also nicht für den ganzen Winter. Im Falle einer ungewöhnlich kalten Witterung würde dies die Gasknappheit weiter verschärfen.
Einfluss auf die Wirtschaft und Industrie
Nach dem Lieferstopp kletterte der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas am Morgen des 5. September auf zuletzt 281 Euro je Megawattstunde. Das entspricht einem Plus von rund 35 Prozent auf die Notierung vom vergangenen Freitag. Die Gaskrise wirkte sich auch auf die deutschen Aktien aus. Der Dax büßte 2,22 Prozent auf 12.760,78 Punkte ein und revidierte somit den Großteil seiner Gewinne vom Freitag.
Gas ist nicht nur zum Heizen wichtig, sondern versorgt auch viele industrielle Prozesse mit Energie. Die Gaskrise wird viele Industriezweige betreffen, darunter nicht nur die Chemie- und Stahlindustrie, sondern auch die Papierindustrie usw.
In kaum einer anderen Branche wird so viel Gas benötigt wie in der chemischen Industrie. Auf die chemische Industrie entfallen fast 30 % des Erdgasverbrauchs im Industriesektor. Gas ist der wichtigste Energieträger für mehr als 2.000 Chemieunternehmen in Deutschland. Darüber hinaus ist Erdgas ein Rohstoff für viele Produkte. Die Verknappung des Gases hat zur Folge, dass Grundchemikalien und Derivate nicht mehr oder nur noch in geringem Umfang hergestellt werden können.
Der Gas-Lieferstopp bedeutet auch eine Unterbrechung der Großproduktion in der Stahlindustrie. Alle anderen Branchen, die Stahl benötigen, werden ebenfalls betroffen sein, z. B. das Baugewerbe, die Metall- und Elektroindustrie, die Automobilbranche usw.
Einfluss auf die Strompreise
Der hohe Gaspreis lässt nun auch den Strompreis explodieren. Die Strom- und Gaspreise sind durch das so genannte „Merit-Order-Prinzip“ miteinander verbunden.
Merit-Order-Prinzip
Die günstigsten Stromanbieter treten zuerst auf den Markt. Es handelt sich um Solar-, Wind- und Wasserkraft. Dann erhält der Zweitgünstigste den Zuschlag. Reicht dies nicht aus, werden weitere Kraftwerke in Betrieb genommen, bis der gesamte Strombedarf gedeckt ist. Die Kosten des teuersten Anbieters bestimmen letztlich den Preis für alle. Die mit Abstand teuerste Stromquelle ist Erdgas. Die explodierenden Erdgaspreise ließen die Strompreise in die Höhe schnellen.
Dieser Grundsatz ist recht umstritten. Deshalb will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Strommarkt reformieren und den Strompreis von der Preisfindung für Strom entkoppeln.
Der Lieferstopp durch Nord Stream 1 wird sich nicht nur auf die Heizen im Winter auswirken, sondern auch auf viele Branchen und die Strompreise. Es ist notwendig, von der Abhängigkeit von russischem Gas zu abkehren und die Energiewende zu beschleunigen.
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